Wer kennt das nicht, die Erfahrung von Lebensplänen, die zerbrechen? Sie sind so etwas wie kleine „Todeserfahrungen“ in unserer persönlichen Lebenswelt. Nicht anders sieht es aus, wenn wir auf die Welt im Großen, in globalen Maßstäben blicken: Kriege, Gewalt und Grausamkeit scheinbar überall, wohin wir blicken, erst jetzt wieder der Giftgasanschlag in Syrien, Terror in Stockholm und gegen Christen in Ägypten. Zu all dem die ungerechte Verteilung von Chancen und Gütern. Leidenserfahrungen, Karwochen-Ereignisse, wohin wir schauen.
Wo bleibt da nur Ostern? Gibt es überhaupt einen Horizont der Auferstehung? Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir können an solchen Situationen verzweifeln, sie als absurd, absolut sinnlos abtun. Es gibt aber auch noch einen anderen Blick. Wir können auch versuchen, einem Sinn, der sich dahinter verbergen mag, auf die Spur zu kommen.
Schon wenn wir auf die Natur schauen, sehen wir: Es gibt wohl kaum ein Wachstum ohne Krise, Vergehen und Sterben. Die Raupe weiß nichts vom Schmetterling. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“, sagt Jesus in der Bibel (Joh 12,24).
Jeden Tag können wir kleine Auferstehungserfahrungen machen. Manchmal kann eine Krankheit ein Anlass sein, Frieden zu schließen und neu auf andere Menschen zuzugehen. Wie oft konnte ich schon erleben, dass Menschen nach jahrelangem Unfrieden und Streit wieder einen neuen Weg zueinander finden. Oder ein junger Mann, der einen Suizidversuch gemacht hat, weil er darin den einzigen Ausweg sah, einer unerträglichen Belastung zu entkommen, versucht jetzt gestärkt und mit frischem Mut neu dem Sinn des Lebens nachzugehen.
Krisenhaftes wandelt sich in Hoffnungsvolles. Wachstum und Leben siegen. Solche Ostererfahrungen im Kleinen und im Großen wünsche ich Ihnen, uns allen und der ganzen Welt. Eine herzlich gesegnete Feier der Auferstehung!
(aus dem KirchenBlatt Nr. 15/16 vom 13./20. April 2017)